Selbst wenn ein Versicherungsschaden aus der dazugehörigen gültigen Versicherungspolizze gedeckt wäre, kann es oft Sinn ergeben, den Schaden selbst zu bezahlen. Auch wenn dieser Satz absurd klingt - es kann diesbezüglich durchaus gute Gründe geben:
Eine Vielzahl von Versicherungspolizzen ist mit Selbstbehalten ausgestattet.
Dabei kann es sich um freiwillige Selbstbehalte (die die Prämie oft deutlich günstiger machen) und um vorgegebene Selbstbehalte handeln.
Ein freiwilliger Selbstbehalt könnte z.B. bei einer Haushaltsversicherung vorliegen - Sie zahlen z.B. nur 80% der Tarifprämie, zahlen dafür aber bei allen Schadensfällen (egal wie hoch) 100 Euro selber. Ein Deal, der in der Haushaltsversicherung (aber auch anderen Versicherungssparten) oft durchaus profitabel ist.
Ein vorgegebener Selbstbehalt könnte z.B. in der Kaskoversicherung vorhanden sein - fast alle Polizzen sind im Kaskobereich mit mehr oder minder hohen Selbstbehalten ausgestattet. Hat man z.B. einen Selbstbehalt von 400 Euro pro Schaden (prüfen Sie hier aber unbedingt, für welche Risken der Selbstbehalt hier gilt und für welche nicht!), so übernimmt bei Reparaturkosten von 500 Euro die Versicherung nur 100 Euro - der Rest muss von Ihnen beglichen werden. Vielleicht kann ja ein Deal mit der Werkstatt (übernimmt z.B. einen Teil des Selbstbehaltes) die Reparatur dann doch noch sinnvoll machen...
Sehr viele Versicherungskunden verzichten bei Kleinstschäden (etwa in den Bereichen Privathaftpflichtversicherung oder Glasbruch auf eine Abwicklung über die Versicherung. So wird das von Kleinkindern ruinierte Spielzeug einfach dem Besitzer ersetzt oder das Spiegelglas ohne Versicherungsabwicklung nachgekauft.
Natürlich könnten Sie solche Schäden auch einreichen - ob es sich dafür steht, bleibt Ihnen überlassen. Kleinstschäden haben die Eigenschaft, mehr Zeit für die Abwicklung zu kosten (dem Versicherungsnehmer und der Versicherung) als der eigentliche Schaden ausmacht. Wo hier die eigene Grenze liegt, ist Ansichtssache.
Wer bei solchen Schäden besonders großzügig zu Versicherungen ist, sollte über Selbstbehalte nachdenken oder auch über das Abschlanken der Verträge: In der Haushaltsversicherung kann man z.B. die Glasschäden (die zumeist nicht sehr teuer, aber dafür häufig sind) zumeist ausschließen.
Ein Schadenfreiheitsbonus in Verträgen bringt oft nette Rückvergütungen. Bevor man hier einen Kleinschaden einreicht, sollte man vorher errechnen, ob dieser Schaden nicht den vorhandenen Schadenfreiheitsbonus zerstört oder sehr stark reduziert. Oft ein Rechenbeispiel, welches Sie mit dem Versicherungsberater durchgehen sollten.
Das in der KFZ-Haftpflichtversicherung geltende Bonus-Malus-System macht es sehr oft sinnvoll, einen Kleinstschaden selber zu begleichen. Das verhindert nämlich das Abrutschen in den Malus bzw. die Hochstufung um 3 Stufen.
Sie müssen hier nicht unbedingt den von Ihnen verursachten Schaden sofort mit Bargeld begleichen - so sie Ihr Unfallgegner diesbezüglich bedrängt und/oder das gegnerische Unfallauto schon Spuren von vielen anderen Schäden aufweist, überlassen Sie trotz Kleinschäden der Versicherung die Regulierung. Eine absehbare Besichtigung des Autos könnte nämlich die Forderungen des Unfallgegners rasch reduzieren. Wenn Sie solche Deals eingehen, lassen Sie sich die Geldübergabe (und deren Grund) auch unbedingt schriftlich bestätigen.
So Sie lieber auf "Nummer sicher" gehen wollen, melden Sie den Kleinschaden an die Versicherung und erfragen Sie nach der Schadensregulierung den Preis für die Reparatur. Der Betrag wird Sie wohl in den meisten Fällen negativ überraschen - aber welche Reparatur kostet heute schon wesentlich weniger als 500 Euro...
Bei Beträgen unter 1.000 Euro (manchmal sogar darüber) sollten Sie aber unbedingt Ihre Versicherung rechnen lassen: Besonders bei starken Autos sowie beim Bestehen einer Kaskoversicherung (manchmal macht es sogar Sinn, bereits für die Kaskoversicherung des nächsten Autos die Bonusstufe zu retten) ist es oft sinnvoll, den Schaden selbst zu zahlen und damit die Hochstufung zu vermeiden. Aber vielleicht haben Sie ja ohnehin einen Freischaden - dann wäre ein Selbsteintritt in den Schaden wohl ziemlich sinnlos.
Die Berechnung ist hier für Laien gar nicht so einfach - lassen Sie das also unbedingt die Versicherung machen. Denn Sie kennen wahrscheinlich weder genau Ihre Rabatte (fällt da jetzt Rabatt weg?) noch die Berechnung sowie die Tarife Ihrer Versicherung. Im Normalfall ist aber nur die Haftpflichtversicherung von der Umstufung betroffen - bei den meisten Versicherungen bleibt die Kasko davon unberührt. Erfragen Sie dies aber unbedingt - wie schon erwähnt kann es (angesichts eines bald erfolgenden Autokaufes) auch Sinn machen, die Haftpflichtstufe trotz hoher Kosten zu erhalten (die wird dann nämlich zumeist für die Kaskoberechnung des neuen Autos verwendet).
Eine solche Berechnung wird übrigens auch dann interessant, wenn z.B. jemand anderer Ihr KFZ ins Malus gelenkt hat (bzw. Sie den Schaden selber zahlen wollen) - dann wissen Sie auch ziemlich genau, was Ihnen diese Person schuldig ist.
So Sie den Schaden selbst zahlen wollen, achten Sie auch darauf, dass die Versicherung dies dann auch bei der Bonus-Malus-Einstufung auch tatsächlich berücksichtigt - dieser Fall ist nämlich die Ausnahme der (automatisierten) Regel und erfordert einen "händischen" Eingriff ins System.
Wie schon eingangs erwähnt, kosten Kleinschäden den Versicherungen oft ein Vielfaches des Schadenswertes. So Sie hier übertreiben, ein Pechsträhne haben oder ganz einfach nur so ziemlich alles zerstörte oder defekte Zeugs der Versicherung zahlen lassen wollen, ist eine baldige Kündigung der Versicherung seitens Versicherer durchaus wahrscheinlich.
Ist dies bei Ihnen der Fall (aus welchen Gründen auch immer) und haben Sie Bedenken, wieder so eine gute bzw. günstige Versicherung zu kriegen (was oft durchaus passieren kann), reichen Sie fortan keine zweifelhaften Kleinstschäden mehr ein.
Natürlich soll eine Versicherung bei Eintritt eines versicherten Schadens auch zahlen - dafür ist sie ja auch da. Aber es gibt auch eine (kleine) Minderheit, die meint, Versicherungen wären eine Art Sparschwein. Und das zahlt dann die Versicherungsgemeinschaften mit - Versicherungen trachten immer häufiger, sich von solchen Kunden rasch zu trennen. Und das ist gut so.
Auch Kleinvieh macht Mist (der viel Geld in der Abwicklung kostet) - wer also nach dem nächsten Schaden nicht Versicherung wechseln will, lässt vielleicht den einen oder anderen Kleinstschaden aus. Ein guter Kontakt zum Berater ist hier sicher wertvoll - wo hier die Toleranzgrenzen bei häufigen Schäden liegen, ist sehr individuell.